Fotos: Sandra Then
mit
Rose Lohmann, Elzemarieke de Vos, Regine Andratschke, Artur Spannagel, Frank-Peter Dettmann, Ilja Harje

Regie: Isabel Osthues
Bühne: Jeremias Böttcher
Kostüme: Mascha Schubert
Video: Severin Renke
Antje Rávik Strubel denkt in ihrem Roman sexuelle Gewalt gegen Frauen zusammen mit der strukturellen, männlichem Gewalt im globalen politischen Gefüge und der Deklassierung, die Osteuropa seit der Wende vom Westen erfahren hat. Eine Frau – Adina, Nina, Sala genannt – formiert ihre Erinnerungen. Ihre Geschichte misst: die Grenzen der Liebe ebenso ab wie die Unterschiede zwischen ihrem Geburtsland Tschechien und dem Entfaltung verheißenden Berlin. Sie begegnet dem Machtfeld von Männern, wie ihrem Geliebten Leonides, der stets aufklärerisch und im Sinne einer europäischen Idee zu handeln glaubt und die ungeklärten Machtverhältnisse zwischen Russland, dem Westen und den Ländern  dazwischen befragt. Und sie trifft auf den Politfunktionär Bengel, der männlichen Gunst so sicher, dass er sich gesetzlos verhalten kann. Schließlich sucht sie nach einer Sprache, um die erlebte Gewalt in der Welt hörbar zu machen. Antje Rávik Strubel erhielt 2021 für Blaue Frau den Deutschen Buchpreis.

Presse

Antje Rávik Strubels Roman "Blaue Frau" als Theaterstück in Münster - Sehnsucht nach Sühne in Helsinki
Großartig hat sich Schauspielerin Rose Lehmann mit Haut und Haar der Heldin verschrieben: Beklemmend intensiv erzählt sie von den Erinnerungen Adinas, verkörpert dann wieder in den Flirtszenen mit Leonides oder der Fotografin Rickie eine charmant-naive junge Frau und wandelt sich glaubhaft zur möglichen Rächerin im Kapuzenpulli: Soll doch ausgerechnet ihrem Peiniger (mit dem zynisch gewählten Namen "Bengel") ein Preis überreicht werden - ausgerechnet unter Federführung des Idealisten Leonides, dem sein Darsteller Artur Spannagel einen passend unbedarften Cordhosen-Charme im Kostüm von Mascha Schubert mitgibt. [...] Regisseurin Isabel Osthues versucht vor allem mit den Videos und Sounds von Severin Renke, eine zusätzliche theatrale Dimension zu schaffen: Das geschieht auf überzeugend puristische Weise [...]. Der große Applaus für den Abend schloss die angereiste Romanautorin ein. Gewiss regt die Bearbeitung dazu an, ihr Werk - womöglich wieder - zu lesen.

Harald Suerland, Westfälische Nachrichten, 10.10.2022

Lebenslänglich für die Opfer sexueller Gewalt
Wie kann eine Frau nach erlittenem Missbrauch weiterleben? Diese Frage wurde im Theater Münster während einer intensiven Inszenierung gestellt. [...] Dabei wurde Strubels Werk von Regisseurin Isabel Osthues und Dramaturgin Victoria Weich zu einer zweistündigen Bühnenfassung verdichtet. [..] Rose Lehmann verleiht dem versehrten Innenleben ihrer herausfordernden Rolle mit filigraner Vielfalt in Vortrag und Gestik den trefflisten Ausdruck: von präziser Bewältigung beträchtlicher Textmengen bis zu einer langen, schweigenden Versteinerung in bedrohlich wachsender Wut.

Alexander Reuter, Die Glocke, 10.10.2022
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