Fotos: Lena Obst

mit:
Elke Opitz, Carolin Freund, Claudia Plöckl, Thomas Jansen, Benjamin Hübner

Regie: Isabel Osthues
Bühne: Isabel Osthues, Stefan Schletter
Kostüme: Heike Ruppmann

„Es war in Westfalen, im Schloss des Herrn Barons von Thundertentronckh, ein junger Mann, dem die Natur das sanfteste Gemüt verliehen hatte. Er war rechtschaffenen Sinnes und hatte einen ziemlich beschränkten Verstand. Deswegen nannte man ihn, glaube ich, Candide.“

Als Candide die Tochter des Barons, die schöne Kunigunde, küssen will, wird er von ihrem Vater aus dem Schloss gejagt. Und so steht der leichtgläubige junge Mann am Beginn eines außergewöhnlichen Weges. Sein Lehrer hat ihm beigebracht, dass wir ‚in der besten aller möglichen Welten‘ leben, doch seine Reise um die Welt zeigt ihm ein ganz anderes Bild: Die Welt, wie Candide sie vor knapp 250 Jahren vorfindet, ist eine einzige Kette von Katastrophen, Unglücksfällen und Gräueltaten – nicht anders als heute auch, blickt man einmal über den Tellerrand europäischen Wohlstands. ‚Wenn das hier die beste aller möglichen Welten ist,‘ fragt Candide auf der Hälfte seiner Weltreise‚wie müssen dann die anderen sein?‘

Voltaire gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Aufklärung. Sein Einfluss reichte weit über seine Heimat Frankreich hinaus, bis an den Hof Friedrichs des Großen. Was im 18. Jahrhundert eine scharfe Satire gegen den vorherrschenden Optimismusgedanken eines Gottfried Wilhelm Leibniz darstellte, kann heute vielschichtig und sehr modern gelesen werden. Wir wollen ‚Candide‘ als philosophisches Märchen für Jugendliche erzählen, die sich in einer ähnlichen Situation wie Candide befinden. Sie stehen vor dem Schritt in eine Welt voller Widersprüche. Zwischen den Versprechungen der Hochglanzwelt, dass alles einfach zu haben sei, und den Erfahrungen in der wirklichen Welt besteht eine riesige Kluft, die für Jugendliche oft schwer zu verstehen ist. Unsere virtuelle Medienwelt mit ihrem großen Drang zur Perfektion und Vereinfachung ist dabei keine Hilfe. Es gilt, eigene Erfahrungen zu machen, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Presse
Die Adaption des Jungen Staatstheaters entfernt sich dabei recht weit von Voltaires Vorlage - und das ist gut so (…) Je mehr sich die Inszenierung von der Vorlage löst, desto frischer, vergnüglicher wird sie (…) Köstlich etwa, wenn der argentinische Gouverneur (Thomas Jansen) Candide wie einen Hund ein Stöckchen apportieren lässt, um davon abzulenken, dass er sich gerade an Kunigunde heranschmeißt. Dabei bleibt, obwohl sie der Lächerlichkeit preisgegeben werden, stets eine Sympathie für die Figuren vorhanden, die in Voltaires furioser Absage an eine optimistische Philosophie à la Gottfried Wilhelm Leibniz nicht zu finden ist. Und die das versöhnliche Ende - in der Welt steht nichts zum Besten, doch bescheidenes Glück im Kleinen bleibt möglich - plausibel macht (…) Es sind amüsante 90 Minuten, die immer wieder Denkanstöße geben und mit her­vor­ragenden schauspielerischen Leistungen aufwarten (…) Das denkt wohl auch das Premieren-Publikum: Langer, jubelnder Applaus.
Wiesbadener Kurier
(...) Benjamin Hübner bildet in der kunterbunten Bild­folge den notwendigen Ruhepol. Mit tölpelhaft nach oben gekämmter Frisur und staunend auf­ge­rissenen Augen durchstolpert er als Candide die brutale Bildungsreise und gibt der Figur so viel Substanz, wie die satirische Anlage zulässt. Um ihn herum tobt, bestens aufgelegt und hand­werklich präzise, im dauernden Karikatur-Rollenwechsel das Ensemble. Der Jubel des Premierenpublikums legt nahe, dass diese Pessimismus-Party Spaß gemacht hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Back to Top