Fotos: Hans-Ludwig Böhme

mit:
Franziska Melzer, Andrea Thelemann,
Eddie Irle, Florian Schmidtke

Regie: Isabel Osthues

Bühne und Kostüme: Jessica Rockstroh

Amanda Wingfield lebt von ihren Erinnerungen: an früheren Glanz, an die zahlreichen Verehrer ihrer Jugend, an bessere Zeiten. Seitdem ihr Mann die Worte »Hallo – Lebt wohl!« auf eine Postkarte gekritzelt und sie verlassen hat, klammert sie sich an ihren Sohn Tom und sorgt sich um ihre Tochter Laura. Tom hat auf seinen Traum, Schriftsteller zu werden, verzichtet, um als einfacher Lagerarbeiter den Unterhalt für alle zu verdienen. Nacht für Nacht flieht er die Enge und Trostlosigkeit der kleinen Familie, geht ins Kino, trinkt und streunt herum. Seine sensible Schwester Laura reagiert auf die Zumutungen des alltäglichen Lebens mit tiefer Aversion, ja körperlichem Versagen. Nach gescheiterten Anläufen, draußen Fuß zu fassen, hat sie sich fast vollkommen in ihre eigene Welt zurückgezogen. Nur den Figuren ihrer »Glasmenagerie« widmet sie sich mit inniger Hingabe. Amandas ganzes Hoffen und Sehnen geht dahin, einen Verehrer für ihre Tochter zu finden, einen Retter, der sie alle von der Armut und der Eintönigkeit ihres Daseins erlöst. Eines Tages gibt Tom dem Drängen seiner Mutter nach und bringt einen Kollegen mit nach Hause. Und tatsächlich: in der Gegenwart des lebensfrohen jungen Mannes blüht Laura, blühen alle auf. Doch der Abend nimmt eine unerwartete Wendung …
Presse
Authentische Psychogramme
(…) Die Glasmenagerie " erlebte 1944 ihre Uraufführung in Chicago und brachte ihm den ersten großen Erfolg. Das Schauspiel Magdeburg stellt das Stück seit Freitag in einer bestechenden Inszenierung von Isabel Osthues vor.
Ort des Geschehens: Eine surreale Wohnlandschaft (Ausstattung Jessica Rockstroh) aus Polsterelementen, und Figuren erscheinen, sozusagen aus dem Nichts, verschwinden einfach wieder so oder verkriechen sich oder tauchen ab, treten wieder auf. Es ist ein Raum, in dem sich Alpträume und Erinnerungen Guten Tag sagen. Die Subjektivität der Vorgänge ist damit festgeschrieben, und Thema und Grundton der Aufführung sind visualisiert. (…) Regisseurin Isabel Osthues verzichtet auf jegliches Zitat von Milieu. Sie vertraut dem Text und dem szenischen Einfallsreichtum ihrer Schauspieler. So blättern sich dem Zuschauer in einem Stück, das vor mehr als einem halben Jahrhundert geschrieben wurde, ohne aufgesetzte Aktualisierungen assoziativ heutige Verhaltensweisen auf.
Besonders die Interpretation der Amanda durch Andrea Thelemann macht das sichtbar. Die Aktrice lotet die Vielfalt der Rolle nach allen Seiten aus. Sie schreit, sie keift, sie gurrt, sie schmeichelt, sie säuselt. Sie zeigt sich eitel, zynisch, verbittert, liebevoll, zärtlich – eine genau komponierte, beeindruckende und stimmige Darstellung, die das Publikum oft auch amüsiert.
Allen Akteuren glücken durchweg authentische Psychogramme ihrer Rollen. Sie schaffen ein glaubhaftes Beziehungsgefüge und damit eine Inszenierung, die es vermag, die Zuschauer uneingeschränkt zu fesseln.
Von Gisela Begrich, Volksstimme
Back to Top