Fotos: Hans-Ludwig Böhme

mit:
Gisela Hess, Suse Krassa, Franziska Melzer; Jochen Gehle, Jon-Kaare Koppe, J. Schlüter, Wolfgang Vogle

Regie: Isabel Osthues
Bühne und Kostüme: Sigi Colpe

Gestern, jetzt und morgen; wie man war, was man ist und wer man werden will – all das ist schier unlösbar verknäuelt und verknüpft in diesem großen Reigen aus vielen Menschen­leben. Maksim, der mächtige TV-Anchorman, ist von der jüngeren Nadežda fasziniert. Er wird alt und spürt schon den Tod; sie gibt ihm jeden Abend als Masken­bildnerin ein makelloses Gesicht. Außer­dem hat sie etwas Geheimnis- und Ahnungsvolles, und sie kann anderen die Gedanken von den Lippen ablesen. Der 35jährige Milan hätte in der zerbrochenen Zeit Karriere gemacht – sein Vater Herr Ignjatovic war Partei­kommunist und Führungs­kader. Noch heute ist der Vater mit seinen 75 Jahren ein mächtiger Mann und kann als Akademie­mitglied Posten vergeben – für seinen bettelarmen alten Genossen Herrn Simic hat er allerdings keinen übrig. Seinem nicht­nutzigen Sohn Milan kann Ignjatovic heutzutage kein Amt mehr verschaffen, und das haben auch Milans schöne blonde Frau Dada und sogar seine 12jährige Tochter Alegra schon heraus­gefunden. Sie wissen, daß er ein Versager ist, und lassen es ihn täglich spüren. Dadas Bruder Fredi kämpft derweil gegen den Verfall seiner Jugendlichkeit. Seinen 80jährigen, zuckerkranken Vater setzt er an einer Auto­bahn­rast­stätte aus. Die alte Frau Petrovic ist einsam und quartiert sich mit ihrem Koffer bei ihrer Tochter Žana ein. Die ist Ärztin, in den Wechsel­jahren und ganz allein, seit ihr Mann Maksim, der Fernseh­mann, sie verlassen hat. Sie setzt ihre Mutter empört vor die Tür, die stürzt die Treppe hinab und bricht sich die Hüfte – und Žana ist wieder allein.
Alle diese komischen, verlorenen Seelen wandern ohne Orientierung in einem Niemands­land zwischen dem Alten und dem Neuen umher. Sie wollen wissen, wer sie sind, aber sie wollen sich nicht erinnern. Nur Nadežda, die Unbedarfte, die krude vermischte Erinnerungen aus vielen Leben erzählt, als paßten sie zusammen und als gehörten sie alle zu ihr, scheint mehr zu sehen …
Diese Lebensläufe werden unversehens unsere eigenen: komische, leicht erzählte Geschichten aus dem alten Europa, das unterwegs ist aus der erfahrungssatten Dimension Vergangenheit in die erfahrungs­hungrige Dimension Zukunft.
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