Fotos: Toni Suter

mit:
Christian Baus, Jörg Dathe, Hans-Caspar Gattiker, Wiebke Kayser, Juliane Lang, Bettina Riebesel, Clemens Maria Riegler, Samuel Zumbühl


Regie: Isabel Osthues
Bühne: Jeremias Böttcher
Kostüme: Mascha Schubert
Musik: Daniel Perrin
Choreografie: Marcel Leemann
Eine skurrile Partygesellschaft in bester Feierlaune vom Planeten Transsexual aus der Galaxie Transylvania residiert gerade auf der Erde, in einem Schloss am Waldrand. Dort klopfen eines Nachts Brad Majors und Janet Weiss an, gerade frisch verlobt und mit einer Reifenpanne liegengeblieben. Sie treffen auf den extravaganten Hausherrn Frank’n’Furter, seines Zeichens Wissenschaftler, der ihnen umgehend seine neueste Schöpfung präsentiert: Rocky, ein blondes, muskelbepacktes Retortenwesen, das er in erster Linie zu seinem sexuellen Vergnügen erschaffen hat. Brad und Janet erliegen zunehmend der erotischen Atmosphäre und den Verführungskünsten des Hausherrn, verlieren ihre anfäng­lichen Hemmungen und verwerfen all ihre bisherigen moralischen Ansichten und Gewissheiten. Zwischen Sex, Horror und Grössenwahn eskaliert die Party der Schlossbewohner und ihrer Gäste zu einem furiosen Inferno der Leidenschaften. Am Ende besingt Frank’n’Furter die «Super Heros», und die Bewohner des fernen Planeten machen sich auf die Heimreise. Brad und Janet bleiben am Abgrund stehend zurück, aber in vieler Hinsicht befreit und somit vielleicht am Anfang eines neuen Lebens.
«Eine Rock-Show mit einer Geschichte, mit etwas Horror und viel Sex. Keine Botschaft, nur Unterhaltung» – mehr wollte Richard O’Brien mit seinem Werk gar nicht erschaffen, nachdem er aus der legendären Londoner Produktion von «Jesus Christ Superstar» rausgeworfen worden war. Und so präsentierte er mit dieser trashigen Science-Fiction-Travestie einen grandiosen Gegenentwurf zur damaligen Musicaltradition. Es ist die spleenige Persiflage auf Dr. Frankenstein und Co., die seit ihrer Uraufführung 1972 und durch die Verfilmung weltweit Kultstatus errungen hat: «Let's do the time warp again!»

Presse
Die Premiere zeigte es klar, die «Rocky Horror Show» rockt das Publikum heute noch. Nicht nur die Hippie-Generation, sondern auch junge Leute finden ihren Spass an der schrägen Show. Zur guten Stimmung hat auch die Inszenierung von Isabel Osthues beigetragen. Sie hat auf scharfe Provokation verzichtet, dafür bei der Ausstattung aus dem Vollen geschöpft.
Die Geschichte der frischverlobten Brad und Jane, die sich nach einer Autopanne in einem Schloss wiederfinden, das von vom Wissenschaftler Frank'n'Furter vom Planeten Transsexual angeführten Ausserirdischen bewohnt wird, ist zügig und sorgfältig inszeniert. Das Stück überrascht und unterhält mit spektakulären Bildern, witzigen Einfällen und vielen Anspielungen. Die Livemusik unterstützt die Schauspieler, die beachtliche Sangesqualitäten zeigen und vor allem in den tragenden Rollen herzerfrischend gut spielen. Wiebke Kayser, die sich von der spiessigen Verlobten zur selbstbewussten und fordernden Frau wandelt, Bettina Riebesel als Hausmädchen Magenta und Jörg Dathe in einer Doppelrolle spielen bravourös, doch wirklich verblüffend ist Samuel Zumbühl als transvestiter Frank'n'Furter. Er war unangefochtener, vom Publikum frenetisch gefeierter Star des Abends.

Neue Luzerner Zeitung

Lang gefackelt wird nicht. Schon ab der ersten Minute wird dem Zuschauer klar, was einen die nächsten zwei Stunden erwartet. Nämlich eine trashige Rockmusik Party mit halbnackten Schauspielerinnen und Schauspielern in Strapsen, Korsetts und farbigen, exzentrischen Perücken. Das alles spielt in einem aufwändigen und sorgfältig gestalteten Bühnenbild mit einem riesigen Totenschädel, der gleichzeitig ein Gefängnis darstellt. Es steht auch eine überdimensionale Schmucktruhe und eine futuristische Maschine mit vielen Hebeln und leuchtenden Knöpfen auf der Bühne. (…)Am Schluss gelingt Brad und Janet die Flucht aber doch noch. «The Rocky Horror Show» ist bekannt dafür, dass sie eine Menge Fans hat, die während dem Stück auch mitmachen. So gab es unter den Zuschauern einige verkleidete Personen mit Plateauschuhen, Netzstrümpfen und farbigen Perücken. Man darf auch nicht erschrecken, wenn die Fans bei den bekannten Musikstücken in den Zuschauerrängen aufspringen und mittanzen.

Radio SRF


Erfrischend dagegen aber waren die wunderbare Absurdität der Handlung und die reizvolle Ausfälligkeit des Schauspiels: Weder vorgespielter Pathos noch unnötiger Herzschmerz. Ein Musical unberührt von den Einflüssen romantischer Dramatisierung. Einfach glitzernd, glimmernd, bunt, überzeichnet, bizarr! Die rockige Musik aus dem Orchestergraben war antreibend, stellenweise mitreissend, hinterliess aber nur einmal bleibenden Eindruck, nämlich während dem Hitsong The Time Warp. Da war sogar eine Zugabe durchaus passend!
Wo die einen Protagonisten zu musikalischen Höhenflügen ansetzten, fielen die anderen gesanglich leider durch. So etwas lässt man in diesem Stück aber eher einmal durchgehen als anderswo. Denn der Charme des Schauspiels stimmte, was besonders an der klaren Rollenverteilung lag. Besonders reizvoll war dabei Frank, ein an Frankenstein angelegter cholerischer Transvestit, die mit ihrem vollen Bariton bestach. Lob verdienen aber besonders noch die Leute hinter der Bühne: Spätestens das Schloss Franks, welches den Grossteil der Produktion zu sehen war, überzeugte. Die Lust und der Gefallen an der verspielten Gestaltung waren eindeutig sichtbar. Und einfach grandios an diesem Abend wirkten die Kostüme: Sie verliehen dem Musical die nötigen Bestandteile der Bühnenshow, nämlich Glamour, Farbe, Lust, Komik und Andersartigkeit.

www.kulturteil.ch
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